Der typische Hinterthurgauer ...
Bauer - Fuhrmann - Händler
Johann Imhof, Balterswil, starb vor etwas mehr als Jahresfrist. Er war Bauer,
Fuhrmann und Händler. Besonders während des Ersten Weltkrieges sah man
ihn in der Herbstzeit unzählige Male mit seinem Pferdepaar in Elgg. Sein
Heuhandel florierte und zahllos waren auch die Wagen mit Runkelrüben und
Kartoffeln, die er im Herbst aus dem Eulachtal in den Hinterthurgau und ins Toggenburgische
fuhr. Er war ein versierter, doch lauterer Handelsmann, und man verkehrte gerne
mit ihm. Von Balterswil her träbelten seine Pferde mit dem leeren Wagen ins
Zürichbiet. Oft sahen wir ihn durchs Blankenmoos dem Recken Elgg zufahrend,
ein Nickerchen machend, Damals war der motorisierte Verkehr noch gleich null und
Johann Imhof konnte sich getrost auf seine braven Braunen verlassen; sie kannten
den Weg. Imhof war , der geborene Handelsmann, er machte nicht viele Worte, dafür
blieb er verlässlich und reell. Er zahlte immer bar. Wenn er von der Elgger
Brückenwaage das Gewicht wusste, hielt er bei unserem Hause an und berappte
die Ware, seien es Runkeln, Kartoffeln oder Stroh. Letzteres konnte man noch nicht
während der Ernte bereits gepresst beziehen. Darum war im Herbst, wenn die
Drescherei lief, Imhof oft tagelang hintereinander in Elgg. Er hatte dann seine
Wagenbrücke ringsum mit festgebundenen Stangen verbreitert, denn es lohnte
sich nicht, nur mit wenig Gewicht in der Welt herumzufahren. Genau am Dreschtage
hatte der Strohkäufer aufzukreuzen. Imhof musste ein guter Lader sein, denn
die dazumal noch von Hand mit Schnüren gebundenen Strohballen waren heikel
zum Laden. Aber Johann Imhof kannte das Metier. Er wusste, wie die Bündel
miteinander verbunden werden mussten, damit sie auf der langen Fahrt, über
die damals noch holperigen Strassen, nicht durcheinander rutschten. Noch viele
Jahre später, als Johann Imhof weder Runkeln, Kartoffeln noch Stroh bei uns
und in der Nachbarschaft holte, erinnerten wir uns gerne an ihn, als an einen
leutseligen und aufrichtigen Handelsmann.
Quelle:
Regional-Zeitung Hinterthurgau, 19. April 1974